Newsletter Herbst 2015
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Dass wir mit unserem Herbst-Newsletter sehr zeitig dran wären, kann man nicht wirklich behaupten. Wir bitten dies mit der hauptberuflichen Auslastung des ehrenamtlichen Newsletter-Teams zu entschuldigen.
Lesen Sie im Folgenden über
A) Rückblick auf die VMSÖ-Jahrestagung 03.10.2015 in Salzburg
B) Generalversammlung des VMSÖ
C) Young Investigator Award 2015
D) Rückblick Tagung Strahlen/Schutz/Gesundheit Baden
E) VMSÖ-Mitgliederbefragung 2015
F) Kommende Termine
Wir wünschen Ihnen nun eine für Sie interessante Lektüre, sowie halbwegs besinnliche Tage- jedenfalls bis zum Ende der kalendarischen Herbstzeit am 22.Dezember! Vielleicht geht sich dieses Jahr doch noch ein Winter-Newsletter aus; auf jeden Fall wünschen wir Ihnen ein schönes Weihnachtsfest.
OA Dr. Gerald Pärtan (Präsident des VMSÖ)
OÄ Dr. Elke Dimou (Chefredakteurin)
RT Martina Dünkelmeyer (Schriftführerin)
A) Rückblick auf die VMSÖ-Jahrestagung 03.10.2015 in Salzburg
Traditionell wurde die Jahrestagung mit einer wissenschaftlichen Preisverleihung eröffnet. M. Tschurlovitz (emer. Prof. Atominstitut, Univ. Wien) überreichte den Young Investigator Award 2015 an Frau Dr. Lütje (Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Essen, Deutschland). Sie präsentierte anschließend ihr Projekt „Pretargeted Radioimmuntherapie bei EGP-1-exprimierenden Prostatakarzinomen zur Verminderung der Strahlentoxizität“, in welchem sie im Tiermodell eine Möglichkeit zur Reduktion der Knochenmarkstoxizität einer Radionnuklidtherapie des Prostatakarzinoms aufzeigte (siehe weiter unten).
In der ersten Sitzung (Vorsitz K.G. Hering - Ärztlicher Direktor und Chefarzta. D.,Klinikum Westfalen - Knappschaftskrankenhaus) berichtete zunächst W. Aspek (AUVA; Abteilung für Unfallverhütung und Berufskrankheitenbekämpfung - HUB) über „Die österreichische Lösung“ verschiedener konkreter Szenarien, in denen es zu Strahlenunfällen gekommen war oder zumindest solche befürchtet oder geübt wurden.
Im Anschluss zeigte Th. Leitha (Vorstand Abteilung für Nuklearmedizin, Donauspital) folgende Diskrepanz auf: Einerseits fallen zunehmend Anreize weg, als ermächtigter Arzt tätig zu werden, da im Zuge der Novellierung der Allgemeinen Strahlenschutzverordnung immer weniger beruflich Exponierte als Kategorie A eingestuft werden. Andererseits möchte sichaber der Gesetzgeber bei Strahlenunfällen (Gesamtstaatlicher Interventionsplan, Interventionspläne der Bundesländer, …) in der medizinischen Beurteilung und Kommunikation von Strahlenexpositionen auf die ermächtigten Ärzte stützen.
Der nachfolgenden Round Table-Diskussion unter der Moderation von Th. Leitha zeigte, dass sich sogar im REMPAN (Radiation Emergency Medical Preparedness and Assistance Network)-Mitglied Deutschland der Gesetzgeber primär an die akzidentelle Exposition der beruflich Strahlenexponierten denkt und die Aufarbeitung und Kostentragung von Zwischenfällen von Privatpersonen mit nicht registrierten Quellen weitgehend im rechtsfreien Raum ablaufen. Überdies wurde klar, dass hinsichtlich des Haftungsausmaßes der involvierten Ärzte Rechtsunsicherheit herrscht, da Ermächtigte Ärzte dem Exponierten nicht nur als Gutachter, sondern auch als behandelnde Ärzte gegenüberstehen.
Dr. Pospischil (AMZ® Arbeits- und sozialmedizinisches Zentrum Mödling) sah die Arbeitsmedizin zwar prinzipiell in der Lage, vermehrt die Agenden der medizinischen Beurteilung von Strahlenexpositionen zu übernehmen, räumte aber auch ein, dass viele ArbeitsmedizinerInnendzt. noch andere Schwerpunkte haben. Die Vertreter von Gesundheitsministerium (MR Mag.Ditto, Abteilung Strahlenschutz, BM f. Gesundheit) und Lebensministerium (Mag. Bischof, Abteilung Strahlenschutz BM f. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) haben hier eine rechtliche Klärung in Aussicht gestellt.
Die zweite Sitzung (Vorsitz K. Kletter - emer. Prof. MedUni Wien - Nuklearmedizin) befasste sich mit den Verantwortlichkeiten der Strahlenschutzbeauftragten im Allgemeinen, sowie den sich mit der Umsetzung der RICHTLINIE 2013/59/EURATOM in nationales Recht ergebenden Aufklärungsverpflichtungen und der verpflichtenden Dosisaufzeichnung (Dose Tracking) im Speziellen.
Martina Dünkelmeyer (RT Univ. Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, AKH Wien) und DI Dr. König (Abteilung für Nuklearmedizin, Donauspital) sprachen über die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Verpflichtungen der Strahlenschutzbeauftragten und quantifizierten sehr anschaulich den erforderlichen Zeitbedarf, der i.d.Regel zusätzlich zu den beruflichen Hauptaufgaben entsteht. Auch hier wurde in der nachfolgenden Diskussion das Problem der Haftung der Strahlenschutzbeauftragten angesprochen, die oft keinen vollen Informationszugang aber auch keine ausreichenden Budgethoheit haben, die gesetzlich geforderte Maßnahmen auch umsetzen zu können.
Dr. FriederikeStrebl (Strahlenschutz – Radionuklidlabor, Seibersdorf Labor GmbH) berichtete über eine laufende Studie, an der Interessierte noch teilnehmen können, in welcher die aktuelle Augenlinsendosis von interventionell-radiologischTätigen erfasst wird, um den Handlungsbedarf im Hinblick auf die abgesenkten Grenzwerte einschätzen zu können und zukünftig praktikable Messmethoden festzulegen.
Dr. Azadeh Hojreh (Univ. Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, MedUni Wien) zeigte an konkreten Beispielen die technischen und praktischen Probleme, aus der Fülle der von Röntgengeräten ausgegebenen Kennzahlen eine sinnvolle Dokumentation der individuellen Patientendosis abzuleiten (Dose Tracking).
Herr I. Rausch (Univ. Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, MedUni Wien) gab einen Überblick über die Dosimetrie bei Hybriduntersuchungen.
Im anschließenden Round Table, der von A. Staudenherz (Univ. Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, MedUni Wien) moderiert wurde, versprachen beide Ministerienvertreter (D. Bischof, M. Ditto) eine praktikable Umsetzung der neuen EU Richtlinie, konnten aber noch keine konkreten Ansätze darlegen. Leithawies auf die fehlende Unterstützung seitens Gerätehersteller und gesetzlichen technische Normen für das beabsichtigte Dose Tracking hin, dasfür die Anwende erneut einen großen bürokratischen Aufwand befürchten lässt, wenn die zu dokumentierenden Parameter manuell von den Geräten in die Befundungsdatenbanken zu übertragen werden müssen.
Die Publikumsdiskussion kreiste um die Frage,mit welchem Parameter wohl am besten die Individuelle Patientendosis und das individuelle Patientenrisiko erfasst werden kann. Es besteht allgemein eine Tendenz hierzu die Effektivdosis heranzuziehen, wobei aber gerade diese, wie HerrRausch in seinem Vortrag zeigte, von der ICRP explizit nicht für eine individuelle Risikoabschätzung gedacht war sondern sich nur zum Vergleich verschiedener Untersuchungsprotokolle bzw. für epidemiologische Fragestellungen eignet. Kletters Frage, in welcher Weise denn eine Rückmeldung der gewonnenen Daten aus den geplanten zentralen Dosisregistern an die Anwender beabsichtigt ist, blieb auch für bereits existierende Lösungen zum Teil offen. Hinsichtlich des zukünftig erhöhten Aufklärungsbedarfes der Patienten kamen kritischer Stimmen, wie dies in der Praxis umzusetzen sein wird.
In Zusammenfassung beider Sitzungen und den sehr regegeführten Publikumsdiskussionen kam deutlich zum Ausdruck, dass der medizinische Strahlenschutz einen berechtigten, aber zunehmenden Ressourcenbedarf darstellt, den der Gesetzgeber anzuerkennen hat und für den die Gesundheitsdienstleistungsanbieter Vorsorge zu treffen haben. Sollte es früher möglich gewesen sein, diese Agenden durch ein Übermaß an Motivation und privates Engagement zu erbringen, sind diese Zeiten unter den gestiegenen Anforderungen vorbei.
Die Vortragfolien sind, soweit Einwilligung der Vortragenden vorliegt, hier abrufbar.
B) Generalversammlung des VMSÖ
In der anschließenden Generalversammlung unter Führung von VMSÖ-Präsident G. Pärtan (Institut für Röntgendiagnostik, Donauspital) wurde die zwar stagnierende Zahl an Vereinsmitgliedern bei jedoch – nicht zuletzt durch Sponsoring - konsolidierter finanzieller Lage des VMSÖ dargelegt und der Vorstand entlastet. Eine Diskussion ergab sich über die besten Termine, Orte und Dauer der VMSÖ-Jahrestagung. Siehe dazu auch unsere Mitgliederbefragung weiter unten!
C) Young Investigator Award 2015:
Frau Dr. Susanne Lütje, Essen: Pretargeted Radioimmuntherapie bei EGP-1- exprimierenden Prostatakarzinomen zur Verminderung der Strahlentoxizität
Das Ziel Ihrer Arbeit war die Minderung der Strahlentoxizität bei einer Radioimmuntherapie mit 177Lu-hRS7(= anti-EGP-1 Antikörper), ein Antikörper der auf das epitheliale Glycoprotein-1 bindet (z.B. auf Prostatazellen). Mittels Antiköper ist eine Radioimmuntherapie effektiv, aber auch toxisch (z.B.: Abnahme der Thrombozten und Leukozytenzahl). Es wurde gezeigt, daß durch das Zwischenschalten eines bispezifischen Antikörpers TF 12 (=pretargeting) eine direkte Strahlentoxizität verhindert wird, wodurch eine Nephrotoxizität und Hämatoxizität hintangehalten werden kann. Dies ermöglicht die Option, auch multimorbide Karzinom-Patienten palliativ zu behandeln oder erlaubt auch eine intraoperative Visualisierung und bildgestützte Resektion von Prostatakarzinomen mittels eines Fluoreszenzlabeling.
D) Rückblick Tagung Strahlen/Schutz/Gesundheit Baden
Knapp nach der VMSÖ-Jahrestagung versammelte diese vom Österreichischen Verband für Strahlenschutz und vom deutschen Fachverband für Strahlenschutz e.V. abgehaltene Tagung etwa 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im perfekten Rahmen des Festsaales im Casino Baden bei Wien. Davon rekrutierte sich die überwiegende Mehrheit aus dem Kreis deutscher und österreichischer MedizinphysikerInnen. Soweit unser Beobachter und Vorstandsmitglied Michael Gruber überblickte, nahmen nur vier österreichischer Ärzte teil. Eventuell wäre diese Zahl durch günstigere Tageskarten zu steigern gewesen. Gerade auch für MedizinerInnen interessant war die Diskussion bezüglich der Umsetzung der neuen EURATOM-Richtlinie 59/2013 im deutschsprachigen Raum. Die abschließende Exkursion zum MedAustron in Wr. Neustadt war sehr gut organisiert, mit insgesamt 6 Stationen und einer Gesamtdauer von knapp 3 Stunden. Dieses neue Zentrum für Ionentherapie, bei welcher die Bestrahlung der Patientinnen und Patienten mitKohlenstoffionen oder Protonen erfolgt, läuft derzeit im Testbetrieb und wird 2016 den Patientenbetrieb aufnehmen.
E) Mitgliederbefragung
Wie bereits auf der Jahreshauptversammlung angesprochen, möchte der VMSÖ seine geschätzten Mitglieder besser kennenlernen und lädt Sie deshalb zur Teilnahme an der VMSÖ-Mitgliederbefragung 2015 ein. Bitte nehmen Sie sich einige wenige Minuten zur Beantwortung von 15 Fragen Zeit und tragen Sie dazu bei, den Verband gerade auch nach ihren persönlichen Vorstellungen weiterzuentwickeln!
Hier der Link zur Befragung: https://de.surveymonkey.com/r/J3H89R3
F) Kommende Termine (alle in Wien)
01./02.04.2016 Grundausbildung zum Strahlenschutzbeauftragen - Teil 1
07./08.04.2016 Kurs zum MR-Sicherheitsbeauftragten
08./09.04.2016 Grundausbildung zum Strahlenschutzbeauftragen - Teil 2
15./16.04.2016 Spezielle Ausbildung zum Strahlenschutzbeauftragten -Nuklearmedizin
22./23.04.2016 Spezielle Ausbildung zum Strahlenschutzbeauftragten - Röntgendiagnostik
04./05.11.2016 Grundausbildung zum Strahlenschutzbeauftragen - Teil 1
11./12.11.2016 Grundausbildung zum Strahlenschutzbeauftragen - Teil 2
18./19.11.2016 Spezielle Ausbildung zum Strahlenschutzbeauftragten - Röntgendiagnostik
23./24.11.2016 Kurs zum MR-Sicherheitsbeauftragten
25./26.11.2016 VMSÖ-Jahrestagung 2016