Newsletter Sommer 2015

Auch in diesem heißen Sommer ist der VMSÖ nicht untätig. Die Vorbereitungen für Kurse und Tagungen laufen. Dies und einiges andere, für Sie als Urlaubslektüre, in unserem neuen Newsletter.

Großer Erfolg bei der besseren Verankerung des Strahlenschutzes in der neuen Ärzte-Ausbildungsordnung:

Die Stellungnahme des VMSÖ (wir berichteten; siehe auch pdf-Datei) in der Begutachtungsphase ist nicht ohne Wirkung geblieben. Von uns wurde angeregt den Strahlenschutz in der fachspezifischen Röntgenanwendung nicht nur unter „Kenntnissen“ anzuführen, sondern praktische Erfahrung in der Durchführung von Strahlenschutzmaßnahmen zu fordern. Dies ist nun weitestgehend umgesetzt worden. Bei allen von der Röntgenanwendung (hauptsächlich intraoperative Durchleuchtung) betroffenen Fächern müssen, entsprechend den neuen Ausbildungskatalogen, zukünftig Erfahrungen im Strahlenschutz an Patientinnen, Patienten und Personal, gemäß den geltenden rechtlichen Bestimmungen, nachgewiesen werden.

VMSÖ-Jahrestagung in Salzburg – nutzen Sie den Frühbucherbonus bis 1. September 2015!

Das endgültige Programm unserer Jahrestagung, am Samstag den 3. Oktober 2015, ist online.

Bei Anmeldung bis inklusive 1. September 2015 sparen Sie 15,- € bei der Teilnahmegebühr. Die Gebühren für VMSÖ-Mitglieder sind immer wesentlich günstiger als für Nichtmitglieder. Ein ad hoc-Beitritt zum VMSÖ bei der Tagungsanmeldung  bringt inklusive Mitgliedsgebühr noch immer zumindest eine Ersparnis von 5,- € gegenüber der Nichtmitglieder-Teilnahmegebühr und zahlt sich also finanziell jedenfalls aus. Dazu kommen die Mitglieder-Ermäßigungen bei den Strahlenschutzkursen des VMSÖ. Weitersagen dieser Umstände ist ausdrücklich erlaubt!

Die online Anmeldung finden Sie unter
www.oerg-kongress.at/anmeldung/vmsoe-jahrestagung.

Last but not least: für den österreichisch-bayrischen Röntgenkongress ist die Abstracteinreichung für wissenschaftliche Poster bis 27.8.2015 möglich. Wenig spricht dagegen, mit strahlenschutzrelevanten Themen auch den bayrisch-österreichischen Röntgenkongress zu schmücken.

Young Investigator Award des VMSÖ – Einreichfrist bis 10.9.2015 nicht versäumen!

Besonders freuen würden wir vom VMSÖ uns über zahlreiche Einreichungen für unseren Nachwuchspreis.

Die dafür ausgeschriebenen 1.000,- € können vergeben werden für:
- eine abgeschlossene Arbeit (approbierte Dissertation, Diplomarbeit oder referierte Originalarbeit);
- ein Abstract einer wissenschaftlichen Originalarbeit, die bei einer medizinischen Fachgesellschaft akzeptiert und präsentiert wurde;
- eine noch nicht abgeschlossene Arbeit (Dissertation oder Diplomarbeit), für die ein aussagekräftiger Statusbericht vorgelegt werden kann.
Weitere Details und Anmeldung für all jene, welche bis zum 31.12.2015 das 35. Lebensjahr nicht überschritten haben unter
www.strahlenschutz.org/web/index.php/yia

Tagung „Strahlen Schutz Gesundheit“ in Baden am 5.-8. 10. 2015

Diese, vom Österr. Verband f. Strahlenschutz (ÖVS) und dem Dt.-Schweizerischen Fachverband f. Strahlenschutz (FS) ausgerichtete und vom VMSÖ unterstützte Tagung ist in weiten Teilen, neben medizinischen Themen, dem  nichtmedizinischen bzw. dem umweltmedizinischen Strahlenschutz gewidmet. Im Anschluss daran findet am 9.10.2015 in Wr. Neustadt die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Medizinische Physik (ÖGMP) statt. Anlässlich der projektierten Inbetriebnahme von MedAustron im Jahr 2015 liegt der Themenschwerpunkt bei Strahlentherapie mit Protonen und Hadronen. Auch ein freier Themenblock für aktuelle Vorträge aus der Radiologie, der Nuklearmedizin und der Strahlentherapie wird zur Verfügung stehen.

VMSÖ-Strahlenschutzkurse:

Die Termine für kommenden Herbst und für Frühjahr 2016 sind festgelegt
– siehe www.strahlenschutz.org/web/index.php/events.

Unter www.strahlenschutz.org/web/images/docs/VMSOE-kursprogramm1516a.pdf
finden Sie auch unseren neugestalteten Kurs- und  Veranstaltungsfolder zur gefälliger Verbreitung auf digitalem und analogen Weg.

Aus der Literatur: Großangelegte Kohortenstudien an Beschäftigten in der Nuklearindustrie zeigen das Ringen um den Nachweis von Effekten protrahierter niedriger Strahlendosen.

Am 22. Juni 2015 wurde eine Kohortenstudie (International Nuclear WORKers Study [INWORKS]; Leuraud K, et al., Lancet Haematol 2015;2: e276–81) über das Krebsrisiko von beruflich strahlenexponierten Beschäftigten in der amerikanischen und französischen Nuklearindustrie veröffentlicht. Diese Studie ist eine Nachfolgestudie einer internationalen Zusammenarbeit, welche 1995 gestartet wurde [1] , deren Ergebnisse vorerst 2007 in der 15 Länder-Studie [2] kumulierte.
Weitere Auswertungen einzelner Länderkohorten wurden ebenfalls publiziert [3, 4, 5 ] Die Ergebnisse dieser verschiedenen Studien zeigten unterschiedliche Schwerpunkte, waren einander aber alle nicht unähnlich: Man fand  ein erhöhtes Krebsrisiko, welches sich annähernd mit den Schätzungen an den japanischen Atombombenopfern deckte. Dabei verblieben aber statistische Unsicherheiten, welche mit weiteren Studien verringert werden sollten.
Die nun hier angesprochene neue, u.a. vom französischen Atomkraftkonzern AREVA mitfinanzierte  Studie wurde an einem großen Teil der Personenkohorte der 15 Länder-Studie von 2007 durchgeführt, mit nunmehr durchschnittlich 27 Jahren (gegenüber 13 Jahren in der 15 Länder-Studie) Nachverfolgungszeit der untersuchten Personen. Es wurden die Daten von 308 297 zumindest ein Jahr strahlenexponierten und deshalb überwachten Beschäftigten erhoben. Bei einer ermittelten Personendosis von durchschnittlich1,1 mSv/Jahr und einer durchschnittlichen Kumulativdosis von 15,9 mSv (Median 2,1 mSv) hat sich ein erhöhtes Leukämierisiko gezeigt, mit einem ERR (excessive relative risk) von 2,96 pro Gy. Dabei waren aber gerade bei der Gruppe der mit den niedrigsten Dosen exponierten Personen die statistischen Konfidenzintervalle wiederum so gelagert, dass mit zwar geringer, aber eben existenter Wahrscheinlichkeit auch eine Risikoverminderung durch niedrige (< 100 mSv) Strahlendosen nicht auszuschließen ist. Dies und andere Details dieser Studie wurden in einem am selben Tag erschienenen Kommentar [6] von Maria Blettner, (Institut f. Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Uni Mainz), Mitautorin der 15 Länder-Studie,diskutiert. Blettner zitierte auch weitere kritische Kommentare zu ähnlichen Kohortenstudien an Nukleararbeitern, wie jenen von John D Boice Jr., dem Präsidenten des amerikanischen National Council on Radiation ProtectionandMeasurements (NCRP) [7].

Zusammenfassend wird auch diese Studie nicht die letzte sein, welche das Krebsrisiko durch niedrige Strahlendosen zweifelsfrei zu beweisen versucht. Wie auch bei den mittlerweile berühmten, anhand der Strahlenexposition von CT-Untersuchungen durchgeführten Studien von Pearce 2012 und Mathews 2013 haben diverse Kommentare Schwächen bzw. Inkonsistenzen aufgezeigt – siehe auch der Vortrag von W.U. Müller bei der VMSÖ-Jahrestagung 2014. Dennoch gelten die von W.U.Müller getroffenen Schlußfolgerungen weiterhin und mehr denn je:
- gerade bei jungen PatientInnen lassen es hohe Strahlendosen wie bei der CT möglich erscheinen, dass eine geringe Erhöhung der Zahl an Malignomen nachgewiesen wird;
- Die bisher durchgeführten Studien unterstreichen, dass an die Rechtfertigung von Röntgenuntersuchungen insbesondere mit höheren Dosen wie bei der CT bei jüngeren PatientInnen besonders strenge Maßstäbe anzulegen sind.
Gerade deshalb ist der Versuch einer möglichst exakten Risikoabschätzung von Röntgenuntersuchungen so wichtig. Denn ohne diesen Versuch kann die weiter unten von unserem Vorstandsmitglied Prof. Staudenherz angesprochene Abwägung von Nutzen und Risiko radiologischer Untersuchungen schon gar nicht durchgeführt werden.

Literatur:
[1] IARC Study Group on Cancer Risk among Nuclear Industry Workers. Direct estimates of cancer mortality due to low doses of ionising radiation: an international study. Lancet. 1994; 344: 1039–104
[2] Cardis, E, Vrijheid, M, Blettner, M et al. The 15-country collaborative study of cancer risk among radiation workers in the nuclear industry: estimates of radiation-related cancer risk. Rad Res. 2007; 167: 396416
[3] Muirhead CR, et al.: Mortality and cancer incidence following occupational radiation exposure: third analysis of the National Registry for Radiation Workers. Br J Cancer. 2009: This analysis provides the most precise estimates to date of mortality and cancer risks following occupational radiation exposure and strengthens the evidence for raised risks from these exposures. The cancer risk estimates are consistent with values used to set radiation protection standards.
[4] Metz-Flamant C, et al.: Mortality associated with chronic external radiation exposure in the French combined cohort of nuclear workers. Occup Environ Med. 2013 Sep;70(9):630-8.: Positive but non-significant ERR/Sv were observed for all solid cancers, leukaemia excluding chronic lymphocytic leukaemia (CLL), ischaemic heart diseases and cerebrovascular diseases. A significant ERR/Sv was found for myeloid leukaemia.
[5] Schubauer-Berigan MK, et al.:  Cancer Mortality through 2005 among a Pooled Cohort of U.S. Nuclear Workers Exposed to External Ionizing Radiation. Radiat Res. 2015: The estimates observed here are similar to those found in previous large pooled nuclear worker studies and also (with the exception of multiple myeloma) to those conducted in the Life Span Study of Japanese atomic bomb survivors.
[6] Blettner M The merits and limits of pooling data from nuclear power worker studies. The Lancet Haematology , Volume 2 , Issue 7 , e268 - e269
[7] Boice JD Jr. The importance of radiation worker studies.J Radiol Prot. 2014 Sep;34(3):E7-12   

Ganz aktuell: ORF-Beitrag mit Radiointerview von VMSÖ-Vizepräsident Anton Staudenherz  zur Studie "Assessment of the Radiation Effects of Cardiac CT Angiography Using Protein and Genetic Biomarkers" von Patricia Nguyen et al. vom 22. Juli 2015 im "Journal of the American College of Cardiology”:

Hier wurde versucht, die Auswirkungen von Strahlendosen der Herz-CT über eine Analyse der zellulären Auswirkungen abzuschätzen. Zumindest für Dosen über 7,5 mSv konnten Anzeichen für DNA-Schädigung und DANN-Reparatur nachgewiesen werden. Das bestätigt die bekannte Tatsache, dass Strahlendosen bereits im diagnostischen Bereich biologischen Streß für den Organismus darstellen können, beweist aber noch nicht, dass bzw. mit welcher Wahrscheinlichkeit tatsächlich Krebs entsteht. Der Beitrag und das Radiointerview sind unter science.orf.at/stories/1760965/ bzw. oe1.orf.at/programm/409532 abrufbar.

Ganz zuletzt: Änderung des Strahlenschutzgesetzes hinsichtlich abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle – Begutachtungsfrist 20.8.2015

Die hier geplante Änderung ist aus Sicht des VMSÖ ohne Relevanz für Radiologie, Nuklearmedizin und Radioonkologie. Sie dient im Wesentlichen der vollständigen Umsetzung der Richtlinie 2011/70/Euratom für die verantwortungsvolleund sichere Entsorgung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle in nationales Recht. Weiters werden ein kleiner Bereich der Richtlinie 2013/59/Euratom zur Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen für den Schutz vor den Gefahren einer Exposition gegenüber ionisierender Strahlung in nationales Recht umgesetzt sowie einige klarstellende textliche Anpassungen vorgenommen. Wesentlichster Inhalt der Gesetzesänderung ist die Verankerung eines nationalen Entsorgungsplanes für radioaktive Abfälle, welcher sich aber nicht auf medizinische Abfälle zu erstrecken scheint.
Die Änderungen sind unter
www.bmlfuw.gv.at/ministerium/begutachtungsverfahren/strahlenschutzg.html abrufbar.
Die Umsetzung der Richtlinie 2013/59/Euratom hinsichtlich medizinisch relevanter Inhalte ist von dieser Gesetzesänderung nicht betroffen und noch ausständig. Diesbezüglich wirkt  der VMSÖ an einen Arbeitskreis des Gesundheitsministeriums mit Schwerpunkt medizinischer Strahlenschutzausbildung mit – wir berichteten.

 

Einen schönen, vielleicht nicht allzu heißen Sommer wünschen Ihnen

OA Dr. Gerald Pärtan (Präsident des VMSÖ)
OÄ Dr. Elke Dimou (Chefredakteurin)
RT Martina Dünkelmeyer  (Schriftführerin)