Newsletter Jänner 2025
Liebe Leserinnen und Leser!
Mit diesem Newsletter möchten wir Sie auf folgende Themen aufmerksam machen:
A) VMSÖ-Jahrestagung 2024 Rückblick
Die Jahrestagung fand im Rahmen des Wiener Radiologischen Symposiums in Wien am 9.11.2024 statt. Im ersten, gemeinsam abgehaltenen Teil, welcher unter dem Generalthema „Screening und Strahlenschutz – (k)ein Widerspruch!“ gestellt war, erläuterte MR Manfred Ditto (BM für Gesundheit) die rechtlichen Rahmenbedingungen, welche z.B. ein medizinisch- wissenschaftlich, durch Leitlinien legitimiertes CT-Screening durchaus ermöglichen. In diesem Sinne diskutierte Matthias Prokop von der Universität Nijmegen die neuesten Entwicklungen hinsichtlich Lungenkarzinom-Screenings und seine Umsetzung in Österreich. Thomas Helbich von der Universitätsklinik für Radiodiagnostik Wien gab ein Update zum Stand des Brustkrebs-Screenings in Österreich, und in weiterer Folge skizzierte Paola Clauser, Universitätsklinik Wien abseits ionisierender Strahlung die wesentlichen Eckpunkte des Prostata-Screenings mittels MRT.
Der zweite Teil der Tagung war der Festsitzung „50 Jahre VMSÖ“ gewidmet. Nach der Beschreibung der Entwicklung des Strahlenschutzes in der EU (wiederum Manfred Ditto) wurde die Geschichte des Strahlenschutzes in Österreich vom ehemaligen Prädidenten des VMSÖ, Franz Kainberger (Univ. Klinik für Radiodiagnostik Wien) rekapituliert.
Nach der Verleihung des Holeczke-Young Investigator Award mit einem Kurzvortrag der Preisträgerin (siehe unten) kam es zur lange geplanten Unterzeichnung von Kooperationsabkommen des VMSÖ mit dem Österreichischen Strahlenschutzverband (ÖVS) und der Österreichischen Gesellschaft für Medizinphysik (ÖGMP). Nun werden diese Abkommen mit Leben erfüllt werden müssen.
Es folgten Impulsreferate über Aktualitäten im Strahlenschutz – betreffend die neue Nichtempfehlung von Strahlenschutzmitteln am Patienten (Johannes Neuwirth, Seibersdorf), zur aktuell laufenden Neuerhebung von Strahlendosis-Dosisreferenzwerte bei Kindern (David Wachabauer, Gesundheit Österreich, Wien) sowie Ambulante Nuklearmedizinische Therapien (Anton Staudenherz, Univ. Klinik St. Pölten).
Der Young Investigator Award des VMSÖ ging dieses Jahr an Marie-Luise Kuhlmann, Doktorandin an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig und der TU Dortmund für ihre gemeinsam mit Stefan Pojtinger verfasste Arbeit „Implementation of a new EGSnrc particle source class for computed tomography: validation and uncertainty quantification“, erschienen in Phys. Med. Biol. 69 (2024). Eine Kurzzusammenfassung finden Sie hier.
Hinter dem sehr spezifischen Titel der Arbeit ist folgendes subsummiert:
Die übliche Methode zur Berechnung von Organ- und Effektivdosen sind die sogenannten Monte-Carlo-Simulationen (MC-Simulationen). Es wird der Pfad von Energiequanten und Teilchen durch das von ihnen durchstrahlte Gewebe modelliert, womit dann patienten- und scannerspezifischer Dosisberechnungen erreicht werden. Für diese Simulationen sind Geometrieinformationen des in CT-Geräten verbauten Formfilters und Kenntnisse über die Energie der Strahlung nötig, was durch begrenzte Kenntnis der genauen Geometrie und Materialzusammensetzung erschwert wird. Aus diesem Grund wurden Methoden zur experimentellen Charakterisierung des Formfilters und des Röntgenspektrums entwickelt.
Das allgemein zugängliche MC-Simulations-Tool „EGSnrc“ ist speziell für dosimetrische
Fragestellungen optimiert. In der präsentierten Arbeit wurde eine neue Teilchenquelle diesem Tool hinzugefügt, welches die experimentell ermittelten Daten nutzt. So ist es möglich, Berechnungen durchzuführen, die sich auf jeden CT-Scanner und jede Geometrie anpassen lassen. Um sicher zu stellen, dass diese Methode funktioniert, wurden die simulierten Daten mit Messungen an einem klinischen CT-Scanner verglichen.
Fotos von dieser Tagung finden Sie unter Fotos VMSÖ 2024 def.
B) Neues von der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP):
Grundsätzlich sind Procedere für eine Optimierung des Strahlenschutzes in der heutzutage üblichen Digitalen Radiologie seit Langem bekannt und beschrieben. Diese Publikation gibt dem Thema aber eine besonders praxisbezogene Strukturierung und unterscheidet Maßnahmen mit verschiedenen Komplexitätsstufen - Stufe D – vorläufig; Stufe C – Grundstufe; Stufe B – Mittelstufe; und Level A – Fortgeschritten. Explizit wird das Thema der Schaffung von Ressourcen für die Qualitätssicherung abseits der Anforderungen des Routinebetriebes, insbesondere durch auseichende Personalausstattung ausgeführt.
Explizit wird das Thema der Kumulativen Strahlendosen durch den immer stärkeren Einsatz der Radiologie diskutiert. Die potentiell daraus entstehenden gesundheitlichen Folgen sind naturgemäß nicht sofort erkennbar, da sie sich zu einem späteren Zeitpunkt manifestieren. Es ist also eine Frage des Gleichgewichts zwischen verschiedenen Arten von Risiken: mögliche Langzeitwirkungen der Dosis versus den unmittelbareren klinischen Folgen. Das Erreichen des richtigen Gleichgewichts ist sowohl aus technischer als auch aus professioneller Sicht eine herausfordernde Aufgabe.
ICRP Publication 155 - Specific Absorbed Fractions (SAF) for Reference Paediatric Individuals
Diese Veröffentlichung liefert Photonen-, Elektron-, Alpha-Teilchen- und Neutronen-SAF-Werte für pädiatrische Referenzpersonen, welche in der ICRP-Publikation 89 definiert wurden.
ICRP sucht Fachleute für Führungspositionen: Wer sich den hier angeführten Aufgaben und Anforderungen gewachsen fühlt, ist aufgerufen, sich bis zum 31. Jänner zu bewerben.
Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2025!
Mit besten Grüßen,
Dr. Gerald Pärtan